Dienstag, 20. September 2016

Rezension von Alessio

Rezension zum Buch «Frühling der Barbaren» von Jonas Lüscher

Die Geschichte dreht sich um den Fabrikerben Preising, der während des Staatbankrotts Englands mit anderen Feriengästen (einer Gruppe von Hochzeitsgästen) in einem Ferienresort in Tunesien feststeckt.
Meiner Meinung nach war es eine sehr ungewöhnliche Klassenlektüre. Diesen Gedanken bestätigte Jonas Lüscher selbst, als er sagte, das Buch habe keine wirkliche Moral, und das Ziel der doch die Bücher, die ich bisher in der Schule gelesen habe, hatten zum Ziel, eine Moral zu vermitteln. Daher war ich am Ende des Buches etwas überrascht.
Auf jeden Fall beinhaltet das Buch einen Uumfangreichen Wortschatz, darunter auch sehr viele Fremdwörter, die man erst bei wiederholtem Lesen versteht. Das Buch bietet auch viele Einblicke in alltägliche, umstrittene Themen, wie zum Beispiel Kinderarbeit.
Was mich gestört hat, war, dass man scheinbar unwichtige Passagen überlesen hat und man nach zwei Seiten plötzlich das Gefühl hatte, etwas überlesen zu haben. Ausserdem fand ich, der Autor legte zu grossen Wert auf Details, wo er sich doch mehr der Haupthandlung hätte widmen können. Zudem waren die Sätze sehr lang, fast zu langmanche bis zu einer halben Seite. Das nahm der Handlung häufig die Spannung.
Der Höhepunkt des Buches, also das, wovon ich zuvor gehört hatte und was übrigens auch im «teaser» steht, wird etwa erst in den letzten dreissig der hundertfünfundzwanzig Seiten beschrieben. Zuvor wurden, was teilweise aber auch spannend war, die Geschichten der einzelnen Charaktere und deren Beziehungen zueinander erklärt. Das Buch bereitet also fast die ganze Zeit auf seinen kurzen Höhepunkt vor.
Obwohl es eigentlich Lüschers Idee war, Preising als unbeteiligte und unwichtige Figur darzustellen (die ganze Handlung wäre ohne ihn nahezu gleich verlaufen), finde ich, dass es die Aufgabe einer Hauptfigur sein sollte, die Geschichte zu beeinflussen. Zudem hatte ich mir das Ausarten der Situation, also die Reaktion der Engländer auf die völlige Isolation in der Wüste, viel ausführlicher gewünscht.
Was mich auch enttäuscht hat, war, dass Preisings am Anfang erwähnter Freund schlussendlich am Ende gar nicht näher beschrieben wurde, zumal er auf den ersten Seiten ziemlich wichtig zu sein schien. Auch was es mit der mysteriösen «gelben Mauer» auf sich hat, bleibt offen.
Ich schätze, meine Kritik ist eher negativ ausgefallen, da ich nicht zum Zielpublikum dieses Buches gehöre.

5 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  4. Ihre sprachlich sorgfältig verfasste Rezension bietet Anlass für eine interessante Diskussion. Hier meine Anregungen & Erläuterungen (bitte nicht als Kritik auffassen):
    Lüscher sagt, sein Buch lasse sich nicht auf eine Botschaft (oder Moral) einschränken. Er sagt allerdings nicht, dass es deshalb eine ungewöhnliche Schullektüre ist – das ist Ihre Aussage. 1. Auf was für Bücher beziehen Sie sich? 2. Was für eine Moral oder Botschaft wurden dort thematisiert (und wie)? 3. Warum finden Sie, Klassenlektüre müsse eine Moral oder eine Botschaft haben?
    Zur Frage (oder Sehnsucht) nach einer Moral: Könnte man die Position vertreten, dass Lüschers Darstellung von a.) Preisings Untätigkeit und b.) dem selbstverliebten Materialismus der englischen Investmentbanker eine moralische Kritik darstellt? Und dass im Gegensatz dazu Pippas moralisch integer wirkt? Oderdie Sache mit der Kinderarbeit: Könnte man nicht sagen, dass Lüscher damit die Möglichkeit thematisiert, dass sich in dieser Hinsicht auch Schweizer Unternehmen aus finanziellen Gründen Schuld auf sich laden?

    AntwortenLöschen
  5. PS Ich verstehe Ihren Wunsch danach, dass die Hauptfigur handelt. Andererseits sagte ja Lüscher selbst in seinem Interview, dass für ihn gerade diese Passivität Preisings von Anfang an im Zentrum stand. Es verfolgt damit also ein Ziel, und mir scheint, dass seine Absicht im Verlauf der Novelle immer klarer wird, oder finden Sie nicht?
    Ob Ihnen das natürlich gefällt oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.

    AntwortenLöschen